Auf dem Weg - In Wort und Bild

42 Kolumbien

Gebrochen - einfach so irgendwo im nirgendwo.
Gebrochen - einfach so irgendwo im nirgendwo.

Der 30.01.2014 – so ein Tag auf Tour

03.02.2014

 

Es gibt Tage auf Tour, die gibt es normalerweise gar nicht – nein falsch, die gibt es doch, man wünscht sie sich aber nicht. Und genau so ein Tag war der 30.01.2014.

Hab mir ein paar viel versprechende Nebenrouten auf meiner Kolumbien Karte ausgesucht und bin in keinster Weise enttäuscht worden. Die Strecke von El Burro nach Magangue war so eine. Auf meiner Karte ist eine durchgehende eingezeichnet, wenn auch immer wieder über einen Fluss. Wohingegen auf meinem GPS die kurz hinter Mompos im nirgendwo endet und etwas weiter über dem Fluss wieder weiter geht. Beste Aussichten also. Frage ein paar Einheimische nach dem Weg nach Magangue und nachdem mir diese bescheinigen dass alles kein Problem wäre mit dem Moped – mache ich mich auf den Weg.

Fahre die Hauptroute 45 hoch um auf diese Nebenroute zu gelangen. Viel los auf der Straße Nr. 45 und viele LKW's überholen mich ziemlich rücksichtslos, und auch die anderen Verkehrsteilnehmer verhalten sich meist nicht “so wie man es von ihnen erwartet”. Bin da aber etwas drauf eingestellt seit meiner Ankunft hier in Südamerika – trotzdem sehne ich den Abzweig auf die Nebenstrecke herbei. Als es soweit ist, ist auch der ganze Verkehr verschwunden und der Asphalt weicht losem Untergrund – so wie ich es bevorzuge. Auch Eidechsen und weitere Kleintiere sind wieder auf der unbefestigten Straße auszumachen. Leider sind diese etwas scheu und sobald ich anhalte machen sie sich auf die Hinterfüße und rennen ins Gebüsch – sieht lustig aus wenn sich die Eidechsen nur auf ihren Hinterfüßen von der Straße machen. Wenn man aber immer mal wieder hoch zu den Bäumen blickt kann man immer mal wieder Affen oder auch Eidechsen entdecken – wie es ausschaut machen sich ein paar Eidechsen auf in die Bäume.

Am Anfang geht es meist zügig voran, etwas auf Schlaglöcher und die “Speedbumps” in den Ortschaften achten aber sonst keine weiteren Herausforderungen. Die Strecke schlängelt sich am Fluss entlang – auf beiden Seiten. Und man kann immer mal wieder mit einer Fähre übersetzen. In den Dörfern dazwischen überwiegt der Zweiradverkehr und man sollte seine Augen auch auf die anderen Verkehrsteilnehmer richten. Meist wird, für Europäer etwas abenteuerlich, am Verkehr teilgenommen.

Nehme immer mal wieder eine Fähre und wechsele von einer Flussseite auf die andere, macht Spaß und der Fährpreis für Zweiräder ist auch überschaubar. Mache mich weiter auf den Weg nach Mompos. Kurz vor Mompos, als ich gerade einem Schlagloch ausweiche und es nicht ganz schaffe – finde ich mein Moped für einen etwas zu langen kurzen Augenblick überall auf der Straße – sprich, mein Moped ist für kurze Zeit nicht kontrollierbar und ich habe etwas Mühe es wieder unter Kontrolle zu bringen. Mein Herzschlag ist für einen Schlag kurz erhöht – kenne die Eigenschaft ja schon von meinem Moped von früheren Gegebenheiten. Und wie auch bei diesen zuvor erlebten Begebenheiten denke ich nun zuerst an einen weiteren Plattfuß am Hinterreifen. Als ich aber beide Füße ohne Probleme auf den Boden aufsetzen kann bin ich doch etwas verblüfft – normalerweise komme ich mit einem Fuß problemlos auf den Boden aber nicht mit beiden. Als ich dann mein Moped auf den Seitenständer stellen will und sich dieser als zu lang herausstellt, ist meine Verblüffung noch größer. Schaue etwas ungläubig an meinem Moped herunter und muss zweimal hinschauen um sicher zu sein was ich da sehe. Mein Federbein ist an der unteren Aufnahme gebrochen, ja gebrochen, einfach durch.

Hatte mal wieder Glück im Unglück, dass das Federbein nicht nach hinten in den Reifen gesprungen ist als es brach – sondern in die “Vertiefung” vor der Bruchstelle an der Schwinge. Dadurch wurde mein Moped “nur” etwas tiefer gelegt und hat nicht meinen Hinterreifen beschädigt. So konnte ich auch einen Sturz verhindern, was mir wohl nicht gelungen wäre wenn das Federbein meinen Hinterreifen beschädigt hätte. Lucky Bastard - mal wieder.

Überlege wie ich weiterkommen kann und komme ziemlich schnell zu dem Entschluss, dass eine Reparatur hier im Nirgendwo ziemlich aussichtslos ist. Schaue auf meine Kolumbienkarte und sehe, dass Cartagena, etwa 300km nördlich, die nächst größere Stadt ist. OK, auf nach Cartagena – früher als eigentlich von mir geplant.

Überlege kurz was zu tun ist und fixiere schlussendlich das gebrochene Federbein mit einem Gurt an der Schwinge, um so ein Herausspringen des Federbeines zu verhindern. Versuche es so zu sichern, dass das Federbein trotzdem noch etwas federn kann und fahre dann vorsichtig und langsam und mit “tiefer gelegtem Moped” weiter Richtung Magangue. Bevorzuge ich normalerweise die unbefestigten Nebenstrecken – so sehne ich mir jetzt doch die asphaltierte Hauptstraße herbei. Auf unbefestigten Nebenstrecken mit einem gebrochenen Federbein unterwegs zu sein ist meist nicht so angenehm geschweige denn macht Spaß. Na ja, das kommt davon wenn man das Federbein da einsetzt wo der Hersteller Werbung dafür macht – wird aber alles wieder, da bin ich mir sicher.

Fahre am frühen Nachmittag sehr langsam in Mompos ein und bin neugierig wie es für mich von hier aus weitergeht. Auf meinem GPS endet die Straße kurz hinter Mompos. Fahre die Straße entlang und stehe schlussendlich vor dem Fluss wo die Straße dann auch endet. Lehne mein Moped an einen Pfahl – mit dem gebrochenen Federbein habe ich keine Chance mein Moped auf den Seitenständer zu stellen – und verschaffe mir erstmal einen Überblick. Sehe in einiger Entfernung eine Autofähre und mache mich auf den Weg zu dieser. Aber nach kurzer Zeit kommen ein paar Leute auf mich zu und machen mich auf die am Ufer liegenden Boote aufmerksam. Diese sind für die Zweiräder. Und ohne lange zu zögern schieben ein paar Leute auch schon mein Moped in Richtung der Boote. Sie machen mir Zeichen die Alu-Koffer abzubauen und über einen schmalen Steg schieben sie dann mein Moped rückwärts auf das Boot. Nachdem dann auch meine Koffer in dem Boot untergebracht sind denke ich es geht gleich los – falsch gedacht. Es wird erst abgelegt als das Boot voll ist – mein Moped ist unter und neben den anderen Mopeds fast nicht mehr auszumachen. Nachdem auch der letzte Platz für die Passagiere vergeben ist, werden die Leinen gekappt.

Die Fahrt nach Magangue dauert fast ne ganze Stunde und es geht durch mehrere Flußbiegungen hindurch. In Magangue wird mein Moped als letztes vom Boot gelassen – war ja auch keine andere Möglichkeit mit all den anderen Mopeds um mein Moped. Und wie das dann so ist, stehen erstmal Verhandlungen an wer denn und für wie viel denn mein Moped vom Boot gelöscht wird. Suche mir zwei Leute aus, verhandele den Preis und da es eine Böschung hochgeht, gilt der Preis für mein Moped inklusive meinem Gepäck für “oben auf die Böschung”. Bedingung, kein Umfaller und ich muss nicht mit anfassen – will ja schließlich Bilder machen von der Aktion. Alles läuft glatt und ich mache auch Bilder – bin aber dann von all den Leuten umringt als ich alles wieder an mein Moped anschnalle. Bitte meinen Helfer mein Moped zu halten während ich alles andere erledige für meine Weiterfahrt.

Bin, entgegen meinen Erwartungen, froh und erleichtert als ich feststelle, dass ab Magangue wieder Asphalt auf der Straße anzutreffen ist. Nehme mir vor noch etwas zu fahren und mir bei einbrechender Dunkelheit ein Quartier zu suchen.

Bis El Carmen de Bolivar geht alles seinen langsamen Gang und da der Sonnenuntergang schon eine halbe Stunde her ist, entschließe ich mich dazu hier eine Unterkunft zu suchen. Fahre langsam an der Hauptstraße entlang und erspähe auf der gegenüberliegenden Seite ein kleineres Hostel. Sehe im Rückspiegel einen größeren LKW schnell näher kommen und weiche etwas auf die rechte Seite aus um den LKW vor meinem Abbiegevorgang vorbei zu lassen. Und genau in dem Moment kommt mir auf meiner Seite ein Mopedfahrer entgegen. Mein Instinkt will noch nach links ausweichen, kann diesen aber unterdrücken, da der LKW noch immer am Überholen ist – das reicht nicht ist mein Gedanke, an den ich mich im Nachhinein noch erinnern kann. Sehe noch seinen Scheinwerfer auf mich zukommen und da streift er auch schon meinen rechten Alu-Koffer am Moped und es haut uns beide auf die Straße. Mich mitten auf die Straße und meinen Unfallverursacher in den asphaltierten Straßengraben. Wie das hier meist so ist, ist mein Unfallverursacher nicht alleine unterwegs. Seine Kumpels fangen ihre Mopeds ab und kümmern sich zuerst um ihn, um dann auf mich zu zukommen und in Spanisch auf mich einzureden. Bin noch etwas perplex und damit beschäftigt meinen Schaden am Moped zu lokalisieren – neue Kratzer am Tank, Lampenschutz, Kupplungshebel und Mopedanzug, beide Spiegel verbogen und/oder zersplittert, rechter Alu-Koffer wieder verbogen – und noch bevor ich reagieren kann, schalten sich ein paar Frauen in das Geschehen ein.

Sie fangen mit den Kumpels und dem Unfallverursacher eine Diskussion an und es bildet sich, wie immer bei so einer Sache, eine große Menschentraube um uns herum. Die Diskussion wird immer lauter und hitziger. Irgendwann sehe ich den Unfallverursacher sein Moped aufheben, seinen Lenker gerade biegen und weiterfahren – seine Kumpel folgen ihm umgehend. Bin so perplex, dass ich im ersten Moment nicht weiß was ich machen soll. Die Frauen erkundigen sich nach meinem Befinden und ich kann ihnen auch klar machen, dass ich auf dem Weg zu der gegenüberliegenden Pension war. Nachdem auch ich meinen Lenker gerade gerückt habe und ich mich vergewissert habe das mein gebrochenes Federbein weiterhin an seinem “festgezurrten” Platz ist, haben mich ein paar der Frauen zu der Pension begleitet. Nachdem diese dem Besitzer das Geschehen geschildert haben, durfte ich für den halben Preis ein Zimmer beziehen und auch das sehr große Frühstück mit Obst und Pfannkuchen am nächsten Morgen durfte ich nicht bezahlen.

Der Besitzer der Pension hat auch angeboten mein Moped mit seinem Pickup nach Cartagena zu bringen falls dies notwendig oder von mir gewünscht wäre. Nach einer kurzen Begutachtung meines Mopeds und dem Unfallschaden, fasse ich den Entschluss es mit weiterfahren zu versuchen. Brauche für die 300km zwei Tage nach Cartagena und verfluche jedes Mal die “Speedbumps” in den Ortschaften und die Schlaglöcher auf der Straße.

Komme wie schon erwähnt etwas früher in Cartagena an, und da ich mich mit dem Kapitän (Ludwig) der Stahlratte – dem Schiff mit dem ich und mein Moped in die Karibik wollen – in Cartagena verabredet habe um letzte Details des Törns zu besprechen, fahre ich erstmal an der Anlegestelle der Stahlratte vorbei um zu sehen, wo ich denn hin muss wenn es soweit ist. Stoppe gerade mein Moped am Rand am Hafen, als ich eine Stimme im Hintergrund höre - “OG, wo kommst du denn her, aus Deutschland?”. Ludwig, der Käpt'n – Zufälle gibt's. Nachdem ich mich vorgestellt habe und er sich auch an unseren Emailkontakt erinnert, bietet er mir an bei seinen Schwiegereltern im Haus unterzukommen – sie hätten da zwei Räume die sie immer mal wieder vermieten. Erkläre ihm den Grund warum ich etwas früher als ursprünglich geplant in Cartagena aufgeschlagen bin und auch die Ersatzteilbeschaffung etwas länger dauern kann – ich also das Zimmer länger in Anspruch nehmen würde. Alles kein Problem und ich könnte auch auf der kleinen Terrasse vor dem Haus an meinem Moped schrauben bzw. meinen Alu-Koffer wieder gerade biegen – er ist ab dem 03. Februar wieder mit der Stahlratte unterwegs, ich könnte aber das Zimmer so lange ich will beziehen. Nehme dankend an und kurz darauf stehe ich mit Ludwig vor dem Haus und er stellt mir die Familie vor. Über eine Planke gelangt mein Moped auf die Terrasse wo es zurzeit immer noch steht und auf ein Federbein wartet.

Wie meist wenn es auf Reisen zur Ersatzteilbeschaffung kommt, zieht sich alles etwas länger hin. Das gebrochene Federbein nach Deutschland zu schicken um den Garantieanspruch in Anspruch nehmen zu können, würde mich in etwa 250 Euro kosten. Man würde auch gleich ein neues Federbein für mich bauen – aber so lange das gebrochene Federbein nicht eingesandt wurde, müsste ich das neu Gebaute erstmal bezahlen. Das Geld würde dann bei Garantieanspruch, sprich nach Einsendung meines gebrochenen Federbeines wieder rücküberwiesen werden.

In den Tagen in denen ich nach einer billigeren Lösung für meine Weiterfahrt gesucht habe, hat mich Touratech kontaktiert und mir Hilfe angeboten. Touratech hat in früheren Jahren die X-challenge bei Rennen eingesetzt und sie boten mir ein Federbein aus einer dieser Maschinen an. Brauchte nicht lange zu überlegen um das Angebot anzunehmen. Sie würden mir das Federbein überlassen und auch zusenden, einzig die Versandkosten würden für mich anfallen. Danke dafür – Touratech war bisher auf meiner Tour immer ein zuverlässiger Ansprechpartner wenn ich auf Hilfe angewiesen war. Machte mein Leben auf Tour öfters leichter und angenehmer.

Mach es kurz, hab mich für die billigere Variante entschieden und muss dadurch aber auch etwa eine Woche länger auf Ersatz warten. Will mich aber nicht beschweren – Zeit ist die einzige unbegrenzte Ressource auf meiner bisherigen Tour – und komme so auch mal wieder zu Dingen die ich auf meiner bisherigen Tour immer unter irgendwelchen fadenscheinigen Begründungen vor mir hergeschoben habe.

Sobald ich einen billigen Weg gefunden habe mein gebrochenes Federbein nach Deutschland zu senden, wird mir ein weiteres unter Garantie gebaut und auch kostenlos innerhalb Deutschland versandt – eine Gutschrift konnte ich mit der Firma nicht aushandeln. Werde also in der nahen Zukunft die Möglichkeit haben auf ein Federbein in Deutschland zurückgreifen zu können – hoffe aber gleichzeitig, dass dies nicht der Fall sein wird auf meiner weiteren Tour. Unbefestigte Wege und Pfade sind aber weiterhin ein Augenmerk auf meinem weiteren Weg in den Norden des amerikanischen Kontinents – gebrochenes Federbein hin oder her, den Spaß lasse ich mir nicht nehmen.

Na dann Willkommen - Vergiss die Todesstraße in Bolivien.
Na dann Willkommen - Vergiss die Todesstraße in Bolivien.

Kolumbien – heißt mich zweimal willkommen

16.01.2014

 

Ipiales heißt mein erster Ort in Kolumbien. Habe ich vorher immer kleinere Grenzposten angepeilt, handelt es sich bei diesem um einen etwas größeren – viele Möglichkeiten hier im Süden Kolumbiens gibt es eh nicht um offiziell als Touri nach Kolumbien einzureisen. Hab mich also für diesen entschieden.

Fahre auf die Grenze zu und freue mich wie immer unheimlich wenn es auf meiner Tour zu einer weiteren “Grenzerfahrung” kommt. In Tulcan sind die Grenzformalitäten für Ecuador zu erledigen. Nachdem ich mich etwas orientiert habe und weiß wo ich hin muss parke ich mein Moped und mache mich auf den Weg den Papierkram zu erledigen. Wie meist hier in Südamerika kein Drama “at all”. Einzig etwas mehr Zeit muss ich hier einrechnen – bin nicht der Einzige, der nach Kolumbien will.

Will mich gerade in die Reihe stellen als mich ein Beamter am Eingang abfängt und nach meinem Reisepass fragt – nachdem er diesen gesehen hat, schickt er mich erstmal zum Kopierladen. Je zwei Kopien von meinem Reisepass wie von dem Einreisestempel sind fällig. Danach darf ich mich brav in die Reihe stellen. Dauert etwas aber dann wird alles zügig erledigt – einzig die Platzierung des Ausreisestempels braucht etwas Geschick. Mein Reisepass ist von den vielen Stempeln und Visa auf meiner bisherigen Tour schon reichlich voll gestempelt und geklebt. Nach etwas Suchen findet sich ein Platz im Reisepass und ich mache mich auf zur Fahrzeugsektion. Auf dem Weg zu meinem Moped werde ich von einem weiteren Zollbeamten angesprochen – ob ich denn mit meinem Moped nach Kolumbien will. Als ich diese Frage bejahe fragt er nach den Einreisepapieren für Ecuador für mein Moped, schaut sich diese kurz an, macht ein Foto mit seinem Smartphone von meinem Moped und Nummernschild, gibt mir kurz die Hand und mit seinem “finish” gibt er mir zu verstehen, dass mein Weg nach Kolumbien offen steht.

Fahre die etwa 100m rüber auf Kolumbianische Seite und stelle mich auch da in die Reihe – wie meist wenn ich mich zwischen ein paar Reihen entscheiden kann, entscheide ich mich für die falsche – sprich langsamere. Dass weniger Leute in der Reihe nicht unbedingt schneller sein müssen, erfahre ich auch hier wieder etwas schmerzvoll. Die Einheimischen sind da etwas erfahrener und stellen sich gleich an mehreren Reihen an und der der zuerst am Schalter ist zieht dann die anderen Freunde oder Familienmitglieder an diesen Schalter. UND genau vor so einem stehe ich. Irgendwie wird aus der Einzelperson in meiner Reihe, wenn sie am Schalter ankommt, irgendwie immer ne Familie oder eine Gruppe von Freunden. Was dann auch immer eine längere Bearbeitungszeit der Papiere mit sich bringt. Aber auch das geht mal vorbei und ich stehe froher Erwartung auf den Einreisestempel vor dem Schalter. Und, erstmal passiert nichts – die Beamtin steht vom Stuhl auf und geht erst mal. OK, ruhig bleiben – bist der Erste in der Reihe, keine Lust mich nochmals hinten in eine Reihe einzuordnen.

Nachdem die Beamtin wieder ihren Platz eingenommen hat, sieht sie sich meinen Reisepass durch und wird etwas ungehalten als sie nicht sofort den Ausreisestempel Ecuadors findet – zeige ihn ihr und ohne mit der Wimper zu zucken gibt sie mir meinen Reisepass zurück mit der Aufforderung nochmals einen Ausreisestempel von Ecuador einzuholen da dieser nicht zu lesen wäre und auch einen anderen Stempel etwas überlappt. Bin zuerst sprachlos und versuche zaghaft zu intervenieren, hilft aber alles nichts. Die Beamtin schaut mich schon nicht mehr an und fordert auch schon den nächstem zum Schalter vor. Soviel zu größeren Grenzübergängen. An den kleineren Grenzübergängen bin ich meist der einzige und auch die Beamten sind freundlicher – hängt auch etwas damit zusammen, dass diese von den wenigen Leuten nicht so oft mürrisch angesprochen werden.

Lass mein Moped stehen und laufe zur Ecuatorischer Seite der Grenze zurück. Hab keine Lust mich nochmals hinten an zu stellen und gebe dem “Türsteher” zu verstehen, dass ich einen weiteren Ausreisestempel benötige. Dieser erinnert sich noch an mich und geleitet mich zum Schalter wo ich zuvor den Ausreisestempel erhalten habe. Die Dame hinter der Scheibe erinnert sich ebenfalls noch an mich und fordert mich auch gleich auf mein Anliegen vorzutragen. Sie ist auch bereit einen weiteren Ausreisestempel in meinem Reisepass zu platzieren, nur wo. Nach weiterer “Platzsuche” zeige ich auf eine leere Seite im Pass – nur dass da normalerweise keine Stempel oder Visa eingetragen werden, aber scheiß drauf. Sie stempelt mit äußerster Vorsicht einen weiteren Ausreisestempel in meinen Reisepass. Gut lesbar und mit keinem anderen Stempel in Kollision.

Bedanke mich und mache mich wieder auf den Weg nach Kolumbien. Gebe zu, auch etwas um die Dame zu ärgern, stelle ich mich an dem gleichen Schalter an. Ohne mich anzuschauen nimmt sie den Pass, schaut nur ganz kurz auf den zweiten Ausreisestempel und platziert den Einreisestempel für Kolumbien darunter – nun ist auch diese Seite im Pass voll. Die Dame fragt mich noch kurz wie lange ich gedenke in Kolumbien bleiben zu wollen. 90 Tage antworte ich und ohne hoch zu schauen trägt sie die Tage im Stempel ein. Sie entschuldigt sich noch für die Unannehmlichkeiten die für mich entstanden seien, wünscht mir einen schönen und erholsamen Aufenthalt in Kolumbien und heißt mich schlussendlich auch willkommen in Kolumbien – da war dann auch meine kurzzeitig verschobene Welt von Kolumbien wieder zurechtgerückt und in Ordnung.

Weiter geht es dann zum Fahrzeugschalter. Der “Türsteher” sichtet meine Papiere und schickt mich erstmal wieder zum Kopieren. Je zwei Kopien von meinem Reisepass, Führerschein und Fahrzeugschein sind fällig. Danach nimmt sich eine Dame meiner an und ich darf Auskunft geben über mein Moped – Alter, Farbe, Adresse. Nachdem dies alles erledigt ist und die Rahmennummer überprüft wurde steht einer Fahrt durch Kolumbien nichts mehr im Wege bzw. vor den Reifen. Mit dem Hinweis, dass eine Fahrzeugversicherung in Kolumbien obligatorisch ist und ich diese im 5km entfernten Ipiales erhalten könnte, werde ich auf Kolumbien losgelassen. Kolumbien - irgendwie freute ich mich im Vorfeld schon unheimlich darauf Kolumbien zusehen, mal schauen was draus wird.