Auf dem Weg - In Wort und Bild

08 Albanien

Eigene Erfahrungen sind die besseren.
Eigene Erfahrungen sind die besseren.

„Bloß nicht durch Albanien“                                       22.04.2010

 

Bloß nicht durch Albanien, und wenn, dann nicht alleine und nur mit Hund. Höre ich schon auf einem Campingplatz in Kroatien jemanden sagen. Wollte gerade den Waschraum benutzen, als ich auf das Gespräch von zwei Campern aufmerksam werde. Geselle mich dazu und versuche zu erfahren warum nicht. Der eine Camper ist schon wieder auf dem Rückweg von Griechenland und ist den Umweg über Mazedonien, Serbien gefahren. `Warum?´ will ich nun wissen. Sein Freund, ein Grieche, hat ihm dazu geraten und gewarnt, nicht durch Albanien zu fahren. Als er dann noch mitbekommt, dass ich alleine mit meinem Motorrad durch Albanien will, kann er das gar nicht verstehen und rät mir den Umweg, den er auch genommen hat. Was wären schon ein paar Kilometer mehr.

Kann aber in dem Gespräch mit ihm nicht ganz nachvollziehen warum er nicht durch Albanien gefahren ist. Nachdenklich hat er mich aber schon etwas gemacht. Nach kurzem Überlegen habe ich mich aber dann entschlossen von meiner geplanten Route durch Albanien nicht abzugehen. Und so fahre ich heute durch die albanische Bergwelt und bin froh, nicht auf die Leute gehört zu haben.

Am Tag zuvor bin ich in Muriqan nach Albanien eingereist. Der Grenzposten wollte meinen Ausweis sehen und wünschte mir dann eine gute Weiterfahrt. Alles eine Sache von etwa 5 Minuten und schon fuhr ich auf albanischem Boden. Erst mal durch ein Sumpfgebiet Richtung Shkoder um kurz vor Shkoder über eine etwas abenteuerliche Brücke fahren zu müssen. Die Brücke ist nur einspurig, so dass auf jeder Seite immer mal wieder Fahrzeuge zum Zuge kommen. Stehe so an der Brücke und warte auf meine Fahrberechtigung, als auch schon Kinder angelaufen kommen und ganz ungeniert alles Mögliche an meinem Motorrad in die Finger nehmen bzw. anfassen. Nach etwas energischem intervenieren meinerseits lassen sie auch schon wieder davon ab und halten etwas Abstand. Wie in meist all den Ländern die ich schon bereist habe sind die Kinder immer die Ersten die ganz ungeniert und unvoreingenommen auf jemanden zukommen.

Weiter geht es Richtung Süden nach Tirane um dann über Elbasan Richtung Osten abzubiegen. Die Straßen befinden sich meist im Bau, so dass es immer wieder über Baustellen und Ausweichstraßen geht. Was schon auf den ersten Kilometern auffällt, das ganze Land scheint nur Mercedes zu fahren. Egal wo man ist, in der Stadt, auf dem Land, alles fährt Mercedes Benz (vielleicht nicht alle, aber 90 % bestimmt).

So langsam geht es in die Berge, die Straßen werden schmäler, Schlaglöcher kommen immer öfter vor, Verkehrsschilder sind Mangelware und es wird merklich kühler auf dem Stahlross. In Pojske am Liqeni I Ohrit See zu Mazedonien, miete ich mich in ein Hotel ein, direkt am See. Oltschev, der Besitzer, versteht kein Englisch, seine Frau kann in dieser Hinsicht auch nicht behilflich sein. Also, die gute alte Zeichensprache. Klappt ganz gut, die Frau legt mir einen großen Fisch und eine komplette Rippenpartie auf den Tisch. Ich entscheide mich für den Fisch, wird mit Gemüse, Salat und Brot aufgetragen. Reicht eigentlich für mehrere Personen, bin aber allein im Hotel. Habe so gut es geht die Teller geputzt, bleibt aber immer noch was übrig.

Nach dem Essen darf ich dann Oltschev und seinen Söhnen beim Vorbereiten des Bootes für die anstehende Angeltour Gesellschaft leisten.

Am nächsten Morgen geht es dann weiter Richtung Süden nach Korce, hier habe ich mein erstes richtiges Abenteuer was Verkehr angeht. Es wird gehupt, geschimpft, geschoben, Stoßstange an Stoßstange gefahren. Orientierung ist schwierig, da keine Verkehrschilder vorhanden sind. Weiß nur, ich muss mich weiter Richtung Süden halten. Irgendwann ist es dann soweit, hab mich total verfahren, der Verkehrsfluss floss nicht in die von mir gewünschte Richtung. Mir wird so langsam warm unter der Motorradkleidung, kein Wunder, bei gefühlten 35 Grad kann das schon mal passieren. Hilft alles nichts, anhalten, umkehren. Und schon geht’s los mit dem Gehupe und Geschiebe, die Alukoffer halten einiges ab. Frage zwei ältere Männer nach dem Weg, anhand der Zeichensprache verstehe ich, dass ich nach der vierten Abfahrt ab muss, klappt alles wunderbar und eine halbe Stunde später bin ich wieder auf dem Weg.

Vieles hier erinnert mich an Äthiopien. Stadtbild, fehlende Schilder, Straßen, Hotels, Hilfsbereitschaft der Leute, komme gut damit zurecht wie ich schnell merke, ist alles noch irgendwie vertraut.

Albanien ist besser als sein Ruf. Soll zwar eines der ärmsten Länder Europas sein, was man auch gut sehen kann im Land, aber die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Konnte mein Motorrad auch mal unbeaufsichtigt abstellen, was für einen Alleinreisenden von ungeheurem Wert ist. Wenn man ein oder zwei Leute auf das Motorrad aufmerksam macht, bleibt es auch unangetastet. So war es jedenfalls bei mir.

Die Straßen sind ein wenig anstrengend, nicht wegen dem Straßenbelag, nein, wegen seiner vielen Kurven und den wenigen Ausweichmöglichkeiten. Ich als Motorradfahrer habe mich sehr wohl gefühlt, einige Camper die ich in Griechenland getroffen habe, haben sich nicht so positiv über die Kurvenfahrten ausgelassen. Verständlich, wenn man weiß, dass bei Gegenverkehr erst mal „Ausweicharbeit“ geleistet werden muss. Viele Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen befinden sich im Ausbau, so dass man auch immer wieder (in den nächsten Monaten / Jahren?) Staub schlucken muss und ab und an neben der Fahrbahn fahren muss.

Allgegenwärtig sind auch noch die Bunkeranlagen. Ob in den Bergen, entlang der Autobahn, Städten, die Anlagen begleiten einen durch das ganze Land.

Trotz allem will ich sagen, Albanien ist eine Reise wert, vor allem wenn man noch etwas „ursprünglich“ Motorrad fahren möchte. Etwas mehr Federweg schadet dabei sicher nicht.